Willkommen auf unserer privaten Website

Da unsere Interessen sehr vielseitig sind, wird dies eine ewige Baustelle bleiben, aber wir wollen versuchen zumindest die Folgen unseres Fernwehs auf diese Site zu bringen.

Sommer 04

Sommerurlaub 2004

2.8.
Wie schaffen es eigentlich alle Anderen, pünktlich in den Urlaub zu entfleuchen? Bei uns klappt das nie. Erst gab es keine neuen Bremsscheiben für den Van und so stand er 3 Wochen in der Werkstatt. Somit war auch keine Möglichkeit, den geplanten Umbau vorzunehmen. Erst 2 Tage vor Ferienbeginn stand er wieder vor der Haustür. Generator und Klima waren zwar schon ausgebaut, ebenso die Mikrowelle und der Trafo für die Umwandlung von 230 Volt in 110 Volt. Nun sollten auch die freien Räume einer vernünftigen Verwendung zugeführt werden, wir brauchten mehr Stauraum. Der Platz der Klima unter dem Dach sollte Kleidung aufnehmen und noch ein Fach für Zeitschriften und Bücher direkt über dem Bett bereitstellen. Der Generatorraum war für meine Flugausrüstung eingeplant. Um mich kurz zu fassen, 6 Tage waren notwendig, bis alles zu unserer Zufriedenheit umgestaltet war. Nun kamen die vernachlässigten Arbeiten an Haus und Garten an die Reihe. So verschoben wir unseren gewünschten Abreisetermin auf das Wochenende.

Doch inzwischen ist es Montag 21.15 Uhr geworden. Jetzt aber los! Pustekuchen, beim Wenden fällt mir auf, dass die Rückfahrkamera kein Bild liefert. Vor einer Stunde ging sie noch! Natürlich, ich habe meine Socken in aller Hektik in den Schrank gestopft und dort ist das Verlängerungskabel angekuppelt. Also vergehen wieder 15 Minuten, bis ich neuerlich schweißgebadet endgültig die Automatik einlege und wir auf die Autobahn rollen. Doch wohin jetzt? Eigentlich war unser erstes Ziel Eisenach und die Wartburg, das können wir jetzt vergessen und so sucht Karin in den Stellplatzführern entlang der A 4 und A 45 nach einer Übernachtungsmöglichkeit. Nach längerer Suche werden wir fündig, Hellenhahn im Westerwald beim Landgasthof „Marienhof“ soll es sein. Gegen 24 Uhr haben wir endlich die Zufahrt gefunden und schleichen uns mit Standlicht auf die Wiese hinter dem Gasthof, wo schon die Besatzungen von drei anderen Womo’s schlummern. Jetzt müssen noch zwei Dosen Gulaschsuppe ihr Vorratsleben beenden, denn seit dem Mittag haben wir nichts mehr gegessen. Mit einem Glas Bier und einem schwäbischen Obstler wird nun der Beginn des Urlaubs gefeiert.

3.8.
Eigentlich sind wir total übermüdet ins Bett gekrochen und hätten bis in die Puppen schlafen müssen, doch schon früh sind wir wieder wach und versuchen immer noch mal einzuschlafen. Gegen 9.00 Uhr gehen wir in den Gastraum, um uns einen Kaffee zu gönnen und nach der Übernachtungsgebühr zu fragen. Wir glauben, nach der Mitternachtssuppe keinen Hunger zu haben. Nun stellen wir aber fest, dass eine Hofmetzgerei mit super Wurstwaren existiert und so gönnen wir uns ein ausgiebiges Frühstück. Natürlich nehmen wir uns noch 5 Dosen dieser ausgezeichneten Wursterei mit und bezahlen am Ende für alles zusammen 22 Euro. Gegen 10.30 Uhr rollen wir wieder weiter und erreichen gegen 13.00 Uhr einen Parkplatz unterhalb der Wartburg. Über abgeschattete Waldwege aber trotzdem schweißgebadet steigen wir zur Burg auf. Die Konditionsmängel sind fühlbar! Ein Cappuccino und ein Mineralwasser stellen den Flüssigkeitshaushalt wieder her und nun stürzen wir uns in die Burgführung. Auch wenn vieles nach dem Geschmack des 18. und 19. Jahrhunderts restauriert wurde, ist es doch eine imposante Anlage mit bemerkenswertem historischem Hintergrund. Auch die Aussicht auf das Umland von Eisenach ist herrlich. Da unser nächstes Ziel Weimar sein soll, suchen wir nach einer Übernachtungsmöglichkeit in der näheren Umgebung. Die Führer bieten keinen brauchbaren Stellplatz in Weimar selbst an, so nehmen wir den Campingplatz am Stausee Hohenfelden als Übernachtungsmöglichkeit. Vorher essen wir noch in einem Landhotel außerhalb von Eisenach fantastische Rouladen mit Thüringer Klößen und erreichen gegen 21.00 Uhr den CP. Ein kühles Weizenbier erleichtert das Schreiben und dann wartet das Bett und morgen Weimar.

4.8.
Früh und ausgeschlafen reihe ich mich in die Schlange der Brötchenholer ein. Nach dem Frühstück wird schnell alles zusammengepackt und bevor wir den CP verlassen, kann wenigstens noch der Abwassertank über einem Gulli entsorgt werden. Über Bad Berka rollen wir die Landstraße entlang Richtung Weimar. Hinter Gelmeroda beginnt das Stadtgebiet mit dem neuen Klinikum. Hier biegen wir rechts ein und gleich wieder rechts liegt ein P&R Parkplatz. Die Parkgebühr für 24 Stunden beträgt 1 Euro und der Automat bestätigt mir, dass das Fahrzeug bis zum nächsten Tag 11.45 Uhr hier stehen dürfe. Da gegenüber auch noch eine Bäckerei mit Cafe´ uns anlacht, beschließen wir, hier nach der Stadtbesichtigung auch die Nacht zu verbringen. 50 m hinter der Bäckerei ist die Bushaltestelle, von der die Linien 5 und 8 eine schnelle Verbindung zur Innenstadt schaffen. Mit 1,60 Euro pro Person sind wir 10 Minuten später schon am Goetheplatz. Unser Frühstück ist doch schon eine Weile her und so stärken wir uns an Ort uns Stelle mit einer th. Bratwurst. So sind wir nun in der Lage, die Sehenswürdigkeiten Weimars der Reihe nach abzuklappern. Wir schaffen zwar nicht alles, aber die Aufnahmefähigkeit ist auch nicht unbegrenzt und jedes Detail muss man nicht gesehen haben, wenn man die Hintergründe und Zusammenhänge schon kennt. Genauso hatten wir von Anfang an beschlossen, die Gedenkstätte des KZ Buchenwald auszulassen. Ich war schon mal da und für Karin waren die Eindrücke in Auschwitz, das wir auch zusammen besucht hatten, so tief greifend gewesen, dass Buchenwald nicht notwendigerweise zu neuen Erfahrungen führen konnte. Am späten Nachmittag treibt uns der Hunger ins Restaurant am Nationaltheater und wir beruhigen die knurrenden Mägen mit th. Hausmannskost. In diesen ruhigen Minuten fällt mir siedend heiß ein, dass ich die Forumstelefonliste bei unserem hektischen Aufbruch auf dem Schreibtisch liegen gelassen hatte. Was nun? Morgen steht Querfurt auf unserem Reiseplan und ich will Dirk vorher anrufen, um ein Treffen mit ihm zu arrangieren. Natürlich, hier müsste doch ein Internetcafe zu finden sein, wo ich mir die Liste noch einmal ausdrucken kann. Der Mensch denkt, aber ….. Die Buchhandlung mit Internet hat schon geschlossen, ein Cafe´ macht Ferien und im dritten ist gerade erst der Computer abgeschmiert. Im Auto angekommen bleibt nur noch der Versuch, einen Nachbarn daheim anzurufen, der Zugang zu meinem Arbeitszimmer hat und ihn zu bitten, die Liste zu suchen. Der Versuch wird zum Treffer und kurze Zeit später höre ich zum ersten Male die Stimme Dirks. Bisher kannte man sich ja nur durch die Schreiberei im Forum. Wir verabreden ein weiteres Gespräch am nächsten Tag, da sich in unsere Fahrtroute zwischenzeitlich „Apolda“ als Station eingeschoben hat. Unten in Weimar ist Karin eine Information über eine Ausstellung von Werken Max Ernst in die Finger geraten. Das ist ein Muss, da müssen wir hin. So, nun ist alles geregelt und müde fallen wir in unser Bett.

5.8.
Frisch und ausgeschlafen werden wir kurz nach 8 Uhr wach und gehen, nachdem der Wagen startfertig gemacht ist, rüber ins Cafe´ zum Frühstück. 2 große Tassen Kaffee und zwei belegte Brötchen für 3,49 Euro und die Toilette kann auch noch genutzt werden, da kann man nicht klagen. Wo gibt’s heut noch eine Übernachtung mit Frühstück für 2 Personen für 4,49 Euro? Heute ist wohl der Tag der gesperrten Ortsdurchfahrten. Für die 18 km nach Apolda brauchen wir fast eine Stunde und später geht es mit den Umleitungen weiter. Ich hasse Städte, die als Parkmöglichkeit nur Parkhäuser anbieten. Die Einfahrthöhe von 1,80 m ist für unser Fahrzeug indiskutabel. Schließlich finden wir sogar in der Nähe des Kunsthauses ein verfallenes Tankstellengelände, auf dem wir den Van abstellen können. Apolda sieht man heute noch den ehemaligen Reichtum an. Alte Villen und Wohnhäuser im Jugendstil oder der Gründerzeit säumen die Straßen, nur leider hat der Zahn der Zeit und der Sozialismus an ihnen genagt. Ein morbider Charme liegt über dem Ort. Die Ausstellung übertrifft unsere Erwartungen. Exponate aus ganz Deutschland sind hier zusammengetragen und in dieser Präsentation vereinigt. Eine zweite Darbietung wird uns ein paar Schritte weiter geboten. „Olle DDR“ heißt sie und zeigt von der Schule bis zum Freizeitbereich einen Einblick in die Lebensumstände der Bürger der DDR. Vieles kommt uns sehr bekannt vor, sind doch sehr viele Möbel und Campingartikel der BRD zumindest in den 50iger und 60iger Jahren in der DDR gefertigt worden. Ein Tipp der Museumsbetreuerinnen führt uns zum „Goldenen Löwen“, wo der Hunger wieder mit th. Kost besänftigt wird. Nun geht’s gestärkt weiter Richtung Querfurt. Zwei Dörfer vor Querfurt rufe ich wieder an. Dirk empfiehlt ein Treffen auf der Straße, um uns dann zu ihm zu leiten. „Ich bin ein Motorrad“ ist seine Kennung. Und so kommt es. Kurz vor Querfurt wartet ein Motorradfahrer neben der Straße, setzt sich vor uns und wir folgen ihm durch die Gassen von Querfurt bis vor seine Haustür. Es folgen eine kurze Begrüßung, ein kurzes Beschnuppern und ein sehr langer Abend. Bis kurz vor 3 genießen wir seine Gastfreundschaft und ziehen uns dann ins Bett zurück.

6.8.
Gegen 10.30 Uhr werden wir wach. Karin holt Brötchen und nach dem Frühstück brechen wir zu einer Besichtigung der Querfurter Burg auf, da sich Dirks Domizil noch verschlossen zeigt. Kurz gesagt, die Burganlage ist toll. Gegen 14.30 Uhr sind wir wieder zurück und finden eine Nachricht, dass er mit seinen Damen im Stadtbad sei. Wir machen uns reisefertig, hinterlassen auch eine Nachricht und begeben uns wieder auf unsere Urlaubsroute, die sich inzwischen wieder verändert hat, da uns Dirk gestern mit neuen Informationen versorgte. Unsere Vorräte müssen aufgefüllt werden und so machen wir uns rund um Querfurt auf die Suche nach einer Aldi-Filiale. So lernen wir alle Ausfallstraßen Querfurts kennen und werden endlich fündig, als wir schon aufgeben und die Straße zu unserem nächsten Ziel einschlagen wollen, Freyburg. Also können wir doch noch Vorräte bunkern und uns dann auf den Weg machen. Unser Ziel ist die Winzergenossenschaft von Deutschlands nördlichstem Weinbaugebiet. Zwar behauptete Dirk, die Weine der Region seien alle knochentrocken, doch Karin will sich davon selbst überzeugen, außerdem liebt sie trockene Weine. Um es vorweg zu nehmen, die Weine sind sogar für mich, der mehr auf lieblich steht, sehr gut trinkbar. Über Naumburg geht es nun weiter nach Osten. Für die Übernachtung haben wir uns einen kleinen Campingplatz bei Colditz im Muldental zwischen Leipzig, Dresden und Chemnitz ausgesucht. Mehrere Straßensperrungen zwingen uns zu Umwegen und die Zufahrt zum CP entwickelt sich zur Orientierungsfahrt rund um Colditz, da auch hier direkt vor dem CP die Straße gesperrt ist. Wir schaffen auch diese Hürde erfolgreich und finden einen netten ruhigen CP direkt neben einem Waldbad. Ein schöner Stellplatz mit abschattenden Bäumen wird uns zugewiesen und das Schönste, der Platz hat einen Bodeneinlass zur Entsorgung. Für 2 Personen, Strom, Entsorgung, den Wagen, 2 mal duschen und 3 Brötchen zahlen wir 15,20 Euro. Während ich mich an den Aufbau des „Lagers“ mache, fängt Karin schon mit dem Abendessen an. Wir haben immerhin seit dem Frühstück nichts mehr gegessen. Nachdem wir gesättigt sind, geht’s an die Weinprobe. Das Ergebnis habe ich ja schon vorweggenommen. Während wir den Wein genießen, schreiben wir weiter an unseren Reisetagebüchern, es sind immerhin 2 Tage nachzuholen und ich übertrage und archiviere die Fotos. Zufrieden kriechen wir irgendwann unter unsere Bettdecke.

7.8.
Heute wird mal so richtig lange geschlafen. Es ist schon nach 10 Uhr, als ich mich aufraffe und mit den Frühstücksvorbereitungen beginne. Die bestellten Brötchen warten schon auf uns. Beim Frühstück unter den schattigen Bäumen, leichtem Wind und strahlendem Sonnenschein beschließen wir spontan, noch 2 Nächte auf diesem ruhigen Platz zu verbringen. Immerhin haben wir in den letzten Tagen schon sehr Vieles gesehen und das muss erst mal sacken. Konsequent geben wir uns dem Nichtstun hin und lassen uns nur in Bewegung bringen, um dem wandernden Schatten zu folgen. Am Abend findet ein kleines Fest der Dauercamper statt („Es gibt ja sonst kaum eine Gelegenheit, da das Wetter immer so schlecht ist“), das fröhlich, aber ruhig und gesittet über die Bühne geht. Gegen 2 Uhr gibt eine kurze Störung durch einen angeblich herzkranken jungen Mann, der auch noch Probleme mit seiner Freundin hat. Diese und andere Freunde kümmern sich letztendlich um ihn und wir setzen unsere Nachtruhe fort.

8.8.
Nach einem ausgiebigen Frühstück führen wir die Aktivitäten des Vortages fort, wir tun nichts. Nein, ganz stimmt das so nicht, wir lesen und zwar die Reiseführer, und entwickeln so langsam einen Plan für die nächsten Tage. Dresden wird im Zentrum stehen und wir machen uns langsam mit dem Gedanken vertraut, die geplante Strecke durch Polen ganz rigoros zusammenzustreichen. Die Woche Verspätung macht sich doch sehr bemerkbar. Außerdem wird uns immer klarer, dass wir bei dieser Fahrt nur mal etwas in die Regionen und Städte hineinschnuppern können und wir unbedingt noch öfter hier her kommen müssen. In dieser geschichtsträchtigen Region reiht sich ein Kleinod an das andere. Eine Sache erstaunt mich, ich habe bei unseren Reisen noch nie so viele Engländer auf einem Campingplatz angetroffen. Beim weiteren Studium des Reiseführers löst sich das Rätsel. Das Schloss in Colditz war in der Nazizeit nicht nur ein KZ, sondern wurde später als Gefangenenlager für britische Offiziere benutzt. Nun ist dieser Ort ein Anziehungspunkt für britische Touristen. Wir raffen uns auf und schauen uns Colditz auch mal an. Es ähnelt vielen Orten, durch die wir inzwischen gekommen sind. Eine Unmenge historische Bausubstanz gammelt vor sich hin oder ist fast unrettbar verfallen. Es beschleicht uns der Verdacht, dass die Gelder für den Aufbau Ost in irgendwelchen Prestigeobjekten versickert sind und die kleinen Gemeinden in die Röhre guckten. Gerade da wo alte Betriebe schließen mussten, könnte der Tourismus eine Alternative sein. Doch welcher Touri schaut sich schon gern eingeschlagene oder vernagelte Fenster und bröckelige Mauern an. Versöhnlich stimmt nur das Eiscafe am Marktplatz. Noch nirgendwo fand ich bisher eine solch umfangreiche Eiskarte. Die Portionen sind riesig und die Preise moderat. Für unseren wirklich ausgezeichneten Cappuccino zahlen wir 1,95 Euro. Das ist bis jetzt der preiswerteste, den ich außerhalb Sloweniens getrunken habe. Zurück im Camp gönnen wir uns zum selbst gemachten Kartoffelsalat ein Paar th. Rostbratwürstchen und setzten uns dann wieder an unsere Berichte. Morgen soll es für unsere Verhältnisse früh nach Dresden weitergehen.

9.8.
Na ja, so früh ist ja doch nicht geworden. Es ist 10.30 Uhr und ich will als letzte Amtshandlung vor dem Duschen und der Abfahrt noch schnell die Tanks leeren. Nach dem Schwarzwasser schließe ich die Verlängerung an den Grauwasserstutzen an, und bevor ich noch tief durchatmen kann, fällt mir der Stutzen samt Schieber vor die Füße. Blitzartig drücke ich den Verlängerungsschlauch an den verbliebenen Reststutzen und die Brühe läuft dorthin wohin sie soll und nicht über meine Füße. Bei genauerer Betrachtung stelle ich fest, dass die Kleb- und Dichtstelle einfach so auseinander gegangen ist. Gibt’s eigentlich keinen Urlaub, wo nicht irgendetwas repariert werden muss? Aber nun benötige ich erst mal eine Portion Sikaflex. Die vorsorgliche Erkundigung auf dem CP bringt wenigstens die beruhigende Auskunft, dass es in Dresden ein Zubehörgeschäft gibt, aber keiner weiß wo. So fahren wir los und genießen die abwechslungsreiche Landschaft und erreichen in einer knappen Stunde den Campingplatz Dresden Nord. Der Platz liegt mitten in einer Wohnsiedlung, sozusagen auf der Wiese im Garten. Der Besitzer ist sehr freundlich, wie übrigens alle, mit denen wir bisher Kontakt hatten, weist uns ein, versorgt uns mit Infomaterial und Tipps zu den Verkehrsverbindungen (Familienticket für 5 Euro und Tag auf allen Linien) und rät uns, bei der Firma Schaffer nach Sika zu fragen. Schaffer hat übrigens neben seinem Betrieb auch einen Stellplatz für WOMOs. Ich suche mir die passenden Verkehrsverbindungen heraus, man muss sich ja nicht unnötig mit seiner rollenden Wohnung durch den Großstadtverkehr quälen, vor allem, wenn er auch noch durch dauernde Baustellen für Fremde ganz unübersichtlich wird. Frohgemut schwingen wir uns in die Linie 81 und wollen am St. Pauli-Friedhof in die 91 umsteigen. Doch wir erwischen den wohl einzigen Dresdener Bus ohne elektronische Haltestellenanzeige und verpassen somit, da der Busfahrer auch keine Ansage macht, prompt die richtige Haltestelle. Im Normalfall ist das sicher kein Problem, entweder geht man die paar hundert Meter zur richtigen Haltestelle zurück (die Haltestellen liegen nicht so weit auseinander) oder fährt mit der gleichen Linie in Gegenrichtung. Doch wir haben wieder Pech. Unser Busfahrer ist von der normalen Fahrtroute abgewichen und wir müssen in glühender Sonne über 2 km zurücklaufen, um den richtigen Anschluss zu Schaffer zu erreichen. Doch von da an geht alles nach Plan. Die Buslinie ist richtig, Schaffer ist da wo er sein soll und hat auch noch Sika vorrätig. So kann es nun zu einer ersten Kontaktaufnahme mit dem hoch gelobten Dresden kommen. Die Reiseführer haben nicht zuviel versprochen. Die Nachmittagssonne lässt die Gebäudekomplexe der Altstadt in ihrem warmen Licht aufleuchten. Egal wohin wir uns wenden, es ist ein fantastischer Anblick. Langsam schlendern wir vom goldenen Reiter über die Elbbrücke und genießen die dauernd wechselnden Ausblicke. Wir beschließen, heute nur die Fassaden auf uns wirken zu lassen und den Besuch von Ausstellungen und Museen auf die nächsten Tage zu verschieben. Magisch zieht uns die Frauenkirche an. Der Zeitpunkt ist günstig. Das Streiflicht der tief stehenden Sonne modelliert die Gebäudestrukturen. Wir schlendern am Schloss vorbei zum Zwinger, zwischendurch eine Pause im Straßencafe mit Cappuccino und Leute gucken. Es gibt so viele Ausblicke, dass man sich manchmal im Kreis dreht, nur um nichts zu übersehen. Durch den Zwinger schlendern wir langsam wieder Richtung Elbbrücke und kehren zum Albertplatz und der Haltestelle der Linie 3, die uns zusammen mit dem Bus der Linie 81 ins Camp zurückbringen soll, zurück. Zwischendurch biegen wir auf der Hauptstraße noch in der Markthalle ein, um ein paar Zutaten für unser Abendessen einzukaufen. Heut gibt’s eigene Rouladen (tiefgefroren, mitgeschleppt von zu Hause) mit grünen Klößen. Der CP hat sich inzwischen ganz schön international gefüllt, also nicht bloß Wessis, sondern auch Italiener, Spanier, Briten und Niederländer. Bei einem lieblichen Bacchus von der Unstrut setzte ich mein Geschreibsel fort und genieße die Ruhe auf dem CP. Morgen wird’s hart, da geht’s in die Museen. Gute Nacht!

10.8.
Aus dem frühen Abmarsch Richtung Kultur wird zwangsläufig nichts. Nach dem Frühstück steht erst die Reparatur der Abwasserleitung an. Gut das ich bis zum Tageslicht gewartet und nicht noch gestern Abend den Reparaturversuch begonnen habe. Ich hätte sicher die beiden Risse in der Rohrmuffe übersehen und so eine nur begrenzt taugliche Reparatur zustande gebracht. Nur brauche ich jetzt auch noch eine 80iger Rohrschelle. Woher nehmen? Im weiteren Abwassersystem sind zwei passende Schellen verbaut. Zwar werden sie am Ende benötigt, nur nicht im Moment. Also flugs eine ausgebaut und für mein Werk verwendet. Nun kann das Sikaflex abbinden und wir begeben uns auf den Weg in die Altstadt und auf die Suche nach einer neuen Schelle. Gegen 12.30 Uhr sind wir wieder auf der Augustusbrücke und beschließen als Erstes die gerade eröffnete Rembrandtausstellung zu besuchen. Überall finden wir Plakate, die diese Ausstellung anpreisen, aber wir irren fast eine Stunde rund ums Schloss von Tür zu Tür, bis wir endlich erfahren, dass gerade diese Ausstellung dienstags geschlossen ist und nicht am Montag wie die anderen Museen. So wenden wir uns dem Zwinger zu und machen nach der oberflächlichen Besichtigung von gestern einen intensiven Rundgang und betreten dann die Ausstellung „Alter Meister“. 2 ½ Stunden bestaunen wir hier die riesige Sammlung, bevor wir im angeschlossenen Cafe erschöpft eine Pause einlegen. Nun wechseln wir in die Rüstkammer. Wir haben beide schon so manche Waffensammlung gesehen, unter anderem auf der Veste Coburg, aber was wir hier zu sehen bekommen ist überwältigend. Es ist nicht die Anzahl der Ausstellungsstücke, auch wenn diese nicht gerade klein ist, nein, es ist die außerordentliche Qualität der Metall-, Holz- und Elfenbeinbearbeitung. Natürlich sind es meistens Prunkwaffen und ihr Aussehen somit nicht nur durch die Funktionalität geprägt. Mich persönlich begeistern die präzise gearbeiteten Radschlosspistolen, -büchsen und -flinten. Eine solche Anzahl dieser hervorragend gearbeiteten Waffen ist mir noch nie untergekommen. Es ist faszinierend zu sehen, welche Kunstfertigkeit und Genauigkeit unsere Vorfahren im Umgang mit den diversen Metallen entwickelt hatten. Vor allem wenn man bedenkt, welche Werkzeuge ihnen zu Verfügung standen. Das Wissen um die Metallurgie ist zwar heute durch die Wissenschaft größer, doch die handwerkliche Kunst dürfte wohl nicht mehr vorhanden sein. Kurz vor 18 Uhr sind wir wieder im Freien und total erschlagen von soviel Kultur. Nun meldet sich auch langsam der Hunger. Wir queren wieder die Elbe, schlendern die Hauptstraße in der Neustadt zum Albertplatz hoch und setzen uns in ein Restaurant mit bulgarischen Spezialitäten. Ein kühles Bier erfrischt uns und wir machen uns über eine Grillplatte her. Beim Essen beobachten wir die vorbeiflanierenden Menschen und amüsieren uns über Kinder, Erwachsene und Hunde, die die Wasserspiele mitten auf der Hauptstraße zur Abkühlung benutzen. Satt und müde lassen wir uns von Bahn und Bus zum CP bringen. Den ganzen Tag habe ich vergeblich nach einem Geschäft Ausschau gehalten, in dem ich eine neue Rohrschelle bekommen könnte, nun an der Endstation fällt mir eine Heizungsfirma auf. Das könnte es sein. Morgen werde ich da mal nachfragen. Eine ausgiebige Dusche weckt die Lebensgeister wieder so weit, dass ich bei einem Glas Wein weiter an diesem Bericht schreiben kann. Morgen noch mal ein Kulturtag eingelegt, übermorgen soll es dann nach Radebeul zum Karl May Museum gehen und dann weiter nach Berlin. Mal abwarten, nicht immer geht es bei uns nach Plan.

11.8.
Wir lassen es langsam angehen. Erst in Ruhe frühstücken und dann das Fahrzeug aufräumen. So wird es doch wieder nach 11 Uhr, als wir die Bushaltestelle erreichen. Natürlich hat die Heizungsfirma geschlossen und der Traum von der Rohrschelle ist geplatzt. So heißt es weiter die Augen aufhalten. In Dresden angekommen gönnen wir uns den obligatorischen Cappuccino auf der Hauptstraße und schlendern dann über die Augustusbrücke zum Schloß. Die Rembrandtausstellung ist geöffnet und wir vertiefen uns in die Ausstellungsobjekte. Zwar hat sich inzwischen herausgestellt, dass nicht alle Objekte von der Hand Rembrandts stammen, da sie aber alle von seinen Schülern stammen oder Kopien von unbekannten Arbeiten sind, ergibt sich doch ein Bild seines Schaffens. Nun begeben wir uns zu den Brühler Terrassen, um uns im Albertinum die neuen Meister anzuschauen. Doch wieder einmal ist eine Ausstellung vorübergehend geschlossen und wir müssen uns ein anderes Ziel aussuchen. Kurz entschlossen fahren wir mit der Bahn zu VW’s gläserner Manufaktur und schlendern in den großen Dresdener Garten. Mit der Parkbahn drehen wir eine große Runde durch diese großzügige Anlage, was bei diesem schwül-warmen Wetter wohl die vernünftigste Art der Besichtigung darstellt. Nachher gehen wir gemächlich durch die Ausläufer des Parks Richtung Kreuzkirche und Rathaus. Rund um die Kreuzkirche finden wir die wohl größte Ansammlung Dresdener Restaurants. In einem Vietnamesischen Restaurant stillen wir in aller Ruhe Hunger und Durst und das für wenig Geld. Leider hat die Kreuzkirche inzwischen geschlossen und so ziehen wir durch die Gänge der Altmarkgalerie von einem Geschäft zum andern. So können wir auch unsere Vorräte auffrischen. Nun reicht es für heute und wir sind auch zu müde, um zum Albertplatz zurückzulaufen. Es gibt doch Straßenbahnen genug, die in die passende Richtung fahren. Nach zwei Mal umsteigen sind wir wieder am CP und schalten auf Entspannung um.

12.8.
Bevor wir diesen Platz verlassen, wollen wir noch eine Einrichtung nutzen: Waschmaschine und Trockner. Während wir frühstücken und beginnen den Wagen fahrtbereit zu machen, wird störender Ballast wieder zu nutzbarer Kleidung aufgearbeitet. Zwischenzeitlich begleiche ich unsere Rechnung und rangiere den Wagen von seinem Stellplatz. Aber die beiden Maschinen brauchen ihre Zeit. Als Karin die Wäsche aus dem Trockner noch schnell zusammenlegen und verstauen will, kommt der Platzbesitzer angeschlendert und knurrt uns an, ob es denn heut noch was wird mit der Abfahrt, schließlich wäre bei ihm Abreise bis 10 Uhr. Ich kann mich an einen solchen Hinweis zwar nicht erinnern, später fanden wir zwischen anderen Infos „Abreise 11 Uhr“, aber wir legen die Wäsche aufs Bett und starten den Motor, denn ich muss noch Frischwasser auffüllen. Der Platzbesitzer hat sich zwar einerseits als netter, hilfsbereiter Mensch erwiesen, aber wir werden das Gefühl nicht los, dass er tagsüber am liebsten einen leeren Platz hätte, um ungestört seinen diversen Tätigkeiten nachgehen zu können. Wir rollen auf die Autobahn und verlassen sie gleich wieder an der nächsten Abfahrt um Radebeul und das Karl-May-Museum anzusteuern. Trotz Baustellen und Umleitung finden wir es sehr schnell und haben auch noch das Glück, fast vor der Haustür einen ausreichend großen Parkplatz zu finden, womit wir in einem reinen Wohngebiet nicht unbedingt rechnen konnten. Nun stehen wir in der Wirkungsstätte des Schriftstellers, der uns in Kindheit und Jugend viele kurze Nächte mit der Taschenlampe unter der Bettdecke beschert hat. Nach der Villa Shatterhand geht es in das Blockhaus im Garten, die Villa Bärenfett. Hier erwartet uns dann doch eine Überraschung, die Ausstellung über die Indianer Nordamerikas übertrifft alle Erwartungen. Wir haben bisher noch keine so umfangreiche Sammlung zum Leben der Indianer gesehen. Aus unserer heutigen Sicht ist es unverständlich, wie man Menschen, die derartig Kunstvolles schon für den täglichen Gebrauch geschaffen haben, als Wilde bezeichnen konnte. Nur die „Überlegenheit der Weißen Rasse“ verbunden mit dem göttlichen Alleinvertretungsanspruch der so genannten „Christen“ lässt diese Haltung erklärbar werden. Unvergessen die Szene aus „Der mit dem Wolf tanzt“ wo der überlegene weiße Analphabet das Tagebuch als Toilettenpapier benutzt. Wieder auf dem Weg zurück zur Autobahn begegnet uns der „Lößnitzdackel“, eine der vielen Schmalspurbahnen Sachsens. Leider knurren inzwischen wieder unsere Mägen und wir finden noch vor der Autobahnauffahrt an einer Waldkreuzung ein Hotel mit Restaurant, dass auch noch am Nachmittag genügend Speisen zur Auswahl anbietet. So gestärkt geht es nun auf die Strecke nach Berlin Spandau. Nur ein kleiner Stau hält uns auf, ansonsten rollen wir durch die Hitze des Tages und erreichen unser Ziel kurz nach 19 Uhr. Die Rezeption hat schon geschlossen und Stellplatznachbarn helfen uns mit ihren Unterlagen, die Verkehrsverbindung für den folgenden Tag zur MoMA herauszufinden. In gespannter Erwartung verbringen wir einen ruhigen Abend.

13.8.
In der Nacht werden wir vom ersten Regen seit drei Wochen geweckt. Nachdem alle Luken geschlossen sind schlafen wir weiter, leider etwas zu lange. Es ist 9.30 Uhr als wir uns aus dem Bett wälzen, frühstücken und zur Bushaltestelle gehen. Linie 145 und U-Bahn 2 bringen uns zum Potsdamer Platz. Nach kurzer Orientierung geht’s zum Ausstellungsgebäude der „Neuen Nationalgalerie“. Am Kassenhäuschen finden wir die niederschmetternde Nachricht: „Heute kein Einlass mehr“. Also müssen wir unseren Aufenthalt in Berlin um einen Tag verlängern. Karin stellt sich an der Kasse an und ich fotografiere die Schlange der Wartenden rund um das Gebäude. Ein Infoblatt verkündet außerdem, dass auch alle VIP-Karten ausverkauft sind. So bietet sich nicht einmal die Möglichkeit durch überteuerten Eintrittspreis noch Zugang zu erhalten. Was anfangen mit dem angebrochenen Tag? Wir gehen zurück zum Sonycenter und lassen sowohl unsere Umgebung als auch den obligatorischen Cappuccino auf uns wirken. Auch hier zeigt sich wieder, dass das Fernsehen nur einen billigen Abklatsch der Wirklichkeit wiedergibt. Weiter geht es zum Brandenburger Tor und zum Reichstag. Am Kanzleramt vorbei queren wir die Spree und suchen inzwischen verzweifelt eine Möglichkeit zu einer Mahlzeit. Am Lehrter Bahnhof steigen wir in die S-Bahn und fahren bis Bahnhof Zoologischer Garten. Dort im Gasthof Löwenbräu können wir endlich unseren Hunger stillen und machen uns dann an die Erkundung der Umgebung. An der Gedächtniskirche vorbei gehen wir zum KaDeWe und schauen uns auf allen Etagen um. Von hier bis hinunter auf den Kurfürstendamm ist der Bär los. Stadtfest ist angesagt. Bude reiht sich an Bude. Musik dröhnt aus allen Richtungen. Ich lasse Karin im Kempinski-Eck zurück, um endlich ein vernünftiges Fotogeschäft aufzusuchen. Für Karins Kamera suche ich Agfa-Professional-Filme. Ich werde fündig. Zurück im Kempinski trinken wir den teuersten Cappuccino bisher, aber der geruhsame Blick auf die Vorübereilenden entschädigt auch dies. Nun aber zurück zur U-Bahn und ab nach Spandau. Morgen heißt es wirklich früh aufstehen, sonst ist es wieder nichts mit dem Ausstellungsbesuch.

14.8.
Der Wecker macht um 6 Uhr Rabatz. Schnell wird gefrühstückt, die Tagesausrüstung zusammengesucht, vor allem Getränke, der Schirm unter den Arm geklemmt, es nieselt leicht vor sich hin und auf geht’s zur Haltestelle. Um 8.30 Uhr erreichen wir unser Ziel und bekommen einen Schlag. Zweieinhalb Mal windet sich die Schlange der Besuchswilligen schon um das Gebäude. Wir stellen uns am Ende an, bleiben aber nur kurz die Letzten. Schnell nehmen wir Kontakt mit Vor- und Hinterleuten auf und erfahren so Manches. Die Ersten sollen sich schon um 23 Uhr hier niedergelassen haben. Einige liegen noch in ihren Decken. Ab 4 Uhr morgens soll es normal sein, sich hier anzustellen. Spekulationen darüber, wie viele Leute auf einmal eingelassen werden und Gerüchte über die Anzahl derer, die in den letzten Tagen gar nicht mehr hineingekommen sind, machen die Runde. Die Schlange am Kassencontainer hat auch schon die Hundertmetermarke überschritten. Mit dem Öffnen der Kassen werden neue Informationen/Gerüchte verbreitet und die Schlange hinter uns wird länger und länger. Ebenso vergrößert sich die Anzahl vor uns, da viele einen Platzhalter oder mehr in der Einlassschlange platziert haben und andere sich bei den Karten anstellten. Um 10 Uhr öffnen sich endlich die Eingangstüren, doch wer glaubt, jetzt gehe es voran, wird stark enttäuscht. Erst werden die VIP-Kartenbesitzer eingelassen und dann Reisegruppen, die mit Bussen angereist sind. Um 10.30 Uhr dürfen die ersten 20 Leute aus der Normalbesucherschlange die Eingangstür passieren. So geht es jetzt den ganzen Tag weiter. Zirka alle 15 Minuten dürfen etwa 20 Besucher passieren. Um nicht permanent in der Reihe stehen zu müssen, einigt man sich mit den Wartenden in der Umgebung. Das mitgeführte Gepäck oder die Klappstühle dienen als Platzhalter und werden von den Zurückgebliebenen beim Vorrücken weiter geschoben. So können wenigstens Toilettenbesuche durchgeführt und andere Bedürfnisse zwischenzeitlich befriedigt werden. Die kühle Luft nach dem Regen der Nacht macht es einigermaßen verträglich. Hätten wir die Temperaturen der letzten Tage, gäbe es sicher einige Ausfälle. Im Laufe des Vormittages verkürzt sich die Schlange auch ohne beschleunigten Einlass um Einiges, da doch viele entnervt aufgeben und ihre Eintrittskarten zurückbringen. So ab 14 Uhr halten die Verbliebenen aber durch. Gegen 17 Uhr wechseln wir auf die innerste Schlangenschleife und hoffen weiter, an diesem Tag noch eingelassen zu werden. Einen zweiten Versuch werden wir auf jeden Fall nicht mehr starten. Kurz vor 19 Uhr geschieht das Wunder, wir werden eingelassen. An der Garderobe entledigen wir uns pflichtgemäß aller mitgebrachten Gegenstände und wenden uns endlich der Ausstellung zu. 200 Bilder, Plastiken und Objekte aus dem Museum of Modern Art sind zu sehen. Wenn jetzt jemand fragt: Hat es sich gelohnt über 10 Stunden in der Schlange zu stehen? Kurz und bündig, ja! Es ist doch ein gewaltiger Unterschied, Kunstwerke im Original oder nur als Druck oder Kopie zu sehen. Gut zwei Stunden bleiben wir in der Ausstellung. Da wir außer ein paar Rostbratwürstchen den ganzen Tag noch nichts gegessen haben, fahren wir noch mal zum Bahnhof Zoo und stürzen uns wieder ins Stadtfest. Karin stillt ihren Hunger an einem asiatischen Essstand und dann gehen wir zurück zum Gasthof Löwen, wo wir uns setzen können, in Ruhe ein Bier trinken und ich auch zu meinem Essen komme. Gegen Mitternacht sind wir wieder auf dem Stellplatz und kriechen nach einem kleinen Absacker todmüde unter die Decke.

15.8.
Frühstücken, alles verstauen, entsorgen, Wasser bunkern und wir rollen aus Spandau heraus zur A 10. Ruhig geht es rund um Berlin bis zur A 13 Richtung Dresden. An der Abfahrt 4 verlassen wir die A 13 und bewegen uns auf Nebenstraßen durch den Spreewald bis Lübbenau. Hier stellen wir uns auf dem Campingplatz im Schlosspark neben einen Chevy Van. Man kommt sofort miteinander ins Gespräch und wir erhalten gleich alle nötigen Informationen. Kurze Zeit später sind wir wieder zu Fuß zurück in der Stadt und kehren im Gasthof Spreewald Idylle ein. Hier kann Karin sich endlich ihren Gelüsten nach Fisch hingeben und mir mundet ein Wildschweinbraten. Im Ort findet ein Fest rund um den Hafen statt und wir schlendern von Gurkenstand zu Gurkenstand. Hier können wir die Produkte der Umgebung einkaufen, was wir auch tun. Am Wasser entlang geht’s nun zurück zum CP, wo mal wieder die Berichte auf den neuesten Stand gebracht werden. Dann folgt ein etwas längerer Abend bei intensivem Gespräch mit unseren Van-Nachbarn. Erst die Kühle der Nacht treibt uns alle in die Betten.

16.8.
Heut gibt’s mal wieder frische Brötchen zum Frühstück. Später mache ich mich mit dem Van auf den Weg, um bei Aldi und Co unsere Vorräte aufzufüllen. Endlich finde ich auch einen Baumarkt mit der passenden Rohrschelle. Erst um 14.00 Uhr kann ich zurück auf den CP, da während der Mittagspause die Schranke nicht öffnet. Eigentlich wollen wir uns ein Boot mieten und die Umgebung selbstständig vom Wasser aus erkunden, dies verschieben wir auf einen weiteren Besuch des Spreewaldes und wir machen uns zu Fuß auf den Weg zum Museumsdorf Lehde. Der Weg ist gar nicht so weit und ein kleines Mittagessen in einem der Gasthöfe gibt die nötige Energie für die Besichtigung des sehr interessanten Freilichtmuseums, das sehr anschaulich die Lebensumstände der sorbischen Bevölkerung wiedergibt. Durch die friedliche Landschaft und den Schlosspark wandern wir zurück zum Hafen. Karin möchte unbedingt noch eine Fahrt auf dem Wasser machen. Mich haben bisher die Massen von Touristen, die sich in einer fast prozessionsartigen Anzahl auf dem Wasser tummelten, abgeschreckt. Nun liegt nur noch ein Boot bereit zur Abfahrt im Hafen. Wir steigen ein und genießen die letzte Fahrt durch die inzwischen ruhigen Wasserwege. Nur noch wenige Selbstfahrer, die sich im Gewirr der Wasserwege verirrt haben, begegnen uns. Es ist traumhaft ruhig und friedlich. Eine Ringelnatter schlängelt sich neben dem Kahn durchs Wasser und ein Eisvogel schießt pfeilschnell knapp über der Wasseroberfläche dahin. Zurück im Hafen treffen wir unsere Van-Nachbarn im Hafenrestaurant und wir beschließen den Tag ebenfalls mit einem geschmackvollen Abendessen direkt am Wasser. Gemeinsam geht’s durch den abendlichen Schlosspark zurück zum CP. Heute ziehen wir uns sehr bald in unser Heim zurück und ich plane mit Hilfe des Routenplaners noch unsere weitere Fahrt nach Slowenien. Zwischenstation werden wir morgen in Irdning in der Steiermark bei der Familie Weisl machen, bei denen wir seit Jahren Weihnachten verbringen.

17.8.
Nach ausgiebigem Frühstück und großem Abschied von Christa und Reinold (Werbung fürs Womo- und Vanforum) werden noch ein paar regionale Produkte eingekauft, vor allem frisch geräucherter Aal für Karin, und dann geht’s über die A 13, A 4, A 72 und A 93 nach Süden. In Schwandorf werden bei Aldi und Globus noch weitere Vorräte gebunkert und ab Regensburg geht es weiter auf der A 3 nach Österreich. Von einem für den Bereich Altötting angekündigten Unwetter erleben wir nur die stürmischen Ausläufer und den faszinierend drohenden Abendhimmel. Es wird 21.30 Uhr bis wir Irdning erreichen und Werners Werkstattparkplatz, wo wir übernachten wollten, ist neuerdings durch ein Tor verschlossen. Also fahren wir hoch auf den Berg und übernachten auf dem Parkplatz vor dem Weiselschen Hof.

18.8.
Die Überraschung ist uns gelungen. Alle Weisels freuen sich, uns wieder zu sehen. Da alle den Tag schon verplant haben, machen wir uns nach einem kurzen Besuch in Werners Werkstatt, im letzten Jahr hat er uns bei unserem Reifenproblem geholfen, auf den weiteren Weg nach Slowenien. Am Katschberg machen wir am bekannten Platz eine Rast. Karin verschwindet im Wald, um ihre Pilzplätze abzusuchen und ich mache ein Nickerchen. Karins Suche ist erfolgreich. Eine schöne Portion Pfifferlinge und ein Steinpilz sind ihre Beute. Weiter geht’s nach Süden. Über Villach, Taraviso und den Predelpass erreichen wir das Socatal und treffen gegen 17.30 Uhr in Lidias Kamp in Kobarid ein. Lidia freut sich, uns wieder zu sehen und wir richten uns im Kamp ein. Leider sind die meisten bekannten Flieger schon wieder abgereist, nun wir sind spät dran. Karin putzt die Pilze, während ich unser vorläufiges Lager einrichte. Noch haben wir nicht unseren Lieblingsplatz zur Verfügung, der wird erst am Wochenende frei. Die Pilze ergeben mit den mitgebrachten Semmelknödeln ein fantastisches Abendessen. Zwischendurch taucht plötzlich Herbert aus Sachsen auf, der hektisch Lidia sucht, da ihm eine Busladung tschechischer Kanuten die Zufahrt zu seinem Stellplatz zugebaut hat. Mit dem Rauschen der Soca im Ohr sinken wir auf unsere Kopfkissen und schlafen bald ein.

19.8.
Ein traumhafter Morgen begrüßt mich, als ich gegen 9.00 Uhr mein Bett verlasse. Ich könnte locker noch eine Runde schlafen, aber gegen 10.00 Uhr kommt immer Volker ins Kamp. Volker ist der Buschtaxifahrer (Parataxi), der die Flieger über die alten Straßen aus dem 1. Weltkrieg auf die Berge zu den Startplätzen fährt. Ich will zwar heute noch nicht mit, aber Volker soll meinen Rettungsschirm neu packen und so muss ich rechtzeitig bereit sein, ihn zu treffen. Außerdem soll er wissen, dass ich da bin, so kann er mich für die nächsten Tage einplanen, da nur 8 Flieger in sein Auto passen. Schnell fühlen wir uns auf diesem CP wieder wie zu Hause. Es dauert gar nicht lange und wir kommen mit Nachbarn und anderen CP-Nutzern ins Gespräch. So ist das hier. Wer keine Kontakte bekommt, muss sich schon ganz schwer anstrengen und sich selbst isolieren. Wir genießen die Ruhe und schalten richtig ab. Der Tag vergeht mit gekonnter Faulheit. Volker kann sich meine Rettung erst morgen vornehmen und so stelle ich mich erst für übermorgen auf meinen ersten Flug ein. Zwischendurch gönnen wir uns bei Lidia einen doppelten Cappuccino für einen Euro und lernen wieder ein paar neue Leute kennen. Inzwischen habe ich unsere Sattelitenanlage mit dem Laptop gekoppelt und wir sind bei den Nachrichten und Olympia dabei und was besonders wichtig ist, ich habe einen Überblick über die Wetterprognosen und das ist für Flieger besonders wichtig.

20.8. bis 1.9.
Ich gestehe, ich bin faul geworden, zu faul um jeden Tag zu schreiben. Außerdem sind die Unterschiede in den Tagesabläufen nicht mehr so groß wie auf Achse. Ich versuche mal die Tage zusammenzufassen. Zum Fliegen kam ich nur an 4 Tagen, da das Wetter zwischendurch mehrmals auf Regen umschaltete. Die Wassermassen, die da vom Himmel stürzten, ließen die Soca in dieser Zeit zweimal innerhalb von 2-3 Stunden um 3-4 m steigen. Das schöne Türkis wich einem schlammigen Farbton. Selbst die Kanuten zeigten Respekt vor den Fluten und die Straße nach Bovec wurde durch Erdrutsche an zwei Tagen unpassierbar. Trotz der wenigen Flüge, die aber jeder für sich wieder ein besonderes Erlebnis waren, kam kein Frust auf. Immer wieder trafen „Neue“ ein, lange Gesprächsabende auf Lidias Terasse waren die Folge. Z. B. ein Pärchen aus Stuttgart. Mit ihrer 27 Jahre alten Harley waren sie auf der Fahrt von Sizilien nach Hause. Herbert hatte Probleme mit seinem VW-Camper, die sich wie ich später erfuhr, auch in Österreich nicht beheben ließen. Hier musste der ADAC helfend eingreifen. Natürlich gönnten wir uns abendliche Restaurantbesuche, die „Birke“ (Breza), „Kotlar“ und auch die Pizzeria „Pri Vitku“ waren unsere Ziele. Karin kam wieder voll auf ihre Kosten. Das „Kotlar“ ist immer noch eines der besten Fischrestaurants der Region. Auf dem CP war Abwechslung angesagt. Mal waren wir fast allein, an den Wochenenden kamen Heimfahrer für eine Nacht und natürlich Kanuten aus Slowenien, Italien und ganze Gruppen aus Deutschland mit Kanuschulen. Sternenklare Nächte (wo kann man bei unserem Lichtsmog so was noch erleben) wechselten mit tief hängender Bewölkung und Blitz und Donner. Einen entscheidenden Vorteil gab’s auf jeden Fall: Der Regen war hier wärmer als daheim.

2.9.
Unser letzter voller Tag im Kamp ist angebrochen. Heut will ich wenn’s irgendwie geht noch mal in die Luft. Volker kommt pünktlich. Da Ostwind vorherrscht, fahren wir zum Kobala nach Tolmin. Die Aussicht vom Gipfel auf die Stadt und das Socatal ist grandios. Der Wind hat aber eine Stärke, dass uns allen ein Start noch zu gefährlich erscheint. Wir hoffen, dass einsetzende Thermik irgendwann den überregionalen Wind überlagert oder dämpft. Zwar wird der Ost im Laufe des Tages etwas schwächer, doch verbläst er die sonst so zuverlässige Thermik an diesem Tag. Die ersten Dummies starten ab 15.00 Uhr. Wir sehen, dass die meisten nicht einmal den regulären Landeplatz erreichen. Eine Querung des Tales und ein Anschluss an die Strecke nach Kobarid scheint nicht möglich. Ich beobachte weiter und mache mich dann nach 16.00 Uhr startfertig. Problemlos starte ich und kann mich erstmal auf Startplatzhöhe halten. Nur will ich ja nicht nur am Startplatz rumgurken und so mache ich mich am Geländeprofil entlang auf die Suche nach brauchbarem Steigen. Ich fliege hinaus zu einer vorgelagerten Nase, an der normaler Weise ein Bart steht. Doch ich sinke kontinuierlich. Also quere ich den ersten Talabschnitt oberhalb von Tolmin um auf der anderen Seite eine vom Wind angeströmte Flanke des Berges zu erreichen. Die Querung ist schon nicht unproblematisch, da man sehr leicht in einen kräftigen Leebereich geraten kann. So ist es kein Wunder, dass die eine Seite meines Schirmes einige Male einklappt, um zu schaun, ob ich immer noch dranhänge. Ich verliere auf dieser Strecke gute 400 m an Höhe und muss mich nun entscheiden, gebe ich auf und suche mir einen Notlandeplatz, denn um die Stadt zum Landeplatz hin zu überfliegen, reicht meine Höhe nicht mehr, oder suche ich weiter nach einem Aufwindband? Endlich werde ich fündig und ich kann mich nach mühseligem Kreisen und Achtern um ca. 300 m hocharbeiten. Nun reicht meiner Meinung nach die Höhe, um den Talsprung über die Tolminkaschlucht zu wagen. Der Rückenwind wird mich unterstützen und drüben liegen einige Bergflanken voll im Ostwind. Es muss da doch was zu finden sein. Der Sprung über die Schlucht klappt. Es gibt auch kurzfristiges Steigen, doch die Bärte sind so schmal und zerrissen, dass sie selbst mit einem Gleitschirm nicht zu zentrieren sind. Ich verliere weiter an Höhe und so arbeite ich mich an der Bergflanke entlang Richtung Socatal, um wenigstens einen vernünftigen Notlandeplatz zu finden. Der offizielle Landeplatz liegt nun hinter mir und ich müsste ihn gegen den Wind anfliegen. Bei meiner Höhe ein Unding, außerdem würde ich den Leebereich einer vorgelagerten Bergkuppe queren müssen. Ich schaffe es bis zur nächsten Ortschaft und sondiere schon das Gelände nach einem passenden Landeplatz, ich habe noch 100 m über Grund, da sehe ich vor mir, wie sich die Blätter der Bäume bergaufwärts biegen. Hurra, ich kann meine Position verbessern und lege bei hangnahem Achtern gut 200 m zu. Doch dann ist plötzlich Ruhe, nichts geht mehr. Doch nun könnte meine Ausgangsposition reichen, um möglichst nahe an den Landeplatz heranzukommen. Ich bin nun mal faul und will mit meinem Gepacks auf dem Rücken nicht so weit laufen. Der Gegenwind scheint nachgelassen zu haben und ich komme gut voran, doch sinke ich dabei stetig. Es wird wohl doch noch ein Marsch von einem Kilometer werden. Also fliege ich die nächste gemähte Wiese ohne Zäune an und stelle mich auf die Landung ein. Da spüre ich plötzlich Druck unter dem Hosenboden und mein Vario an fängt zu piepsen. Es geht wieder aufwärts. Zwar nicht viel, es war nur eine kleine Ablösung über der Wiese, aber es reicht aus, um meinen Marsch nach der Landung auf 150 m zu verkürzen. Kaum stehe ich wohlbehalten auf dem Boden und habe die Gurte gelöst, fegt eine Böe über mich hinweg, dass der Schirm am liebsten allein auf die Reise gehen möchte. Glück gehabt! Wäre das im Landeanflug kurz über dem Boden passiert, hätte es Komplikationen geben können. Langsam trudeln die Piloten aus allen Richtungen ein, einige sind gar nicht gestartet und kommen wieder mit dem Auto vom Berg, und wir warten auf Volker. Ich kontrolliere den Speicher meines Varios und muss feststellen, dass dieser ganze Flug nur 17 Minuten gedauert hat. Hier stimmt also das Sprichwort: Die Zeit vergeht wie im Flug, nicht. Das Erleben dehnt das Zeitempfinden! Nach 18.00 Uhr bin ich wieder im Kamp und sofort beginnen wir alle Aussenbauten, Zelt und Tarp zu verstauen. Morgen geht es wieder zurück nach Norden und so lange alles trocken ist, können wir einräumen. Über Nacht wird hier durch die Nähe zum Fluss alles klitschenass und morgens dauert es, bis die Sonne alles getrocknet hat. Danach machen wir uns landfein und marschieren zum Kotlar zum Abschiedsessen. Leider ist es inzwischen so kühl geworden, dass wir uns drinnen einen Platz suchen müssen und somit dem Schallpegel der italienischen Großfamilien ausgesetzt sind. Für mich ist das fast so, als wäre ich schon wieder in der Schule. Karin stürzt sich auf Muscheln in Buzarasoße und gegrillten Tintenfisch, während ich mit der Grillplatte und einem Palatschinken Kotlar vorlieb nehme. Im Kamp erholen wir uns an der uns umgebenden Stille und kriechen unter unsere Decken.

3.9.
Doch der Schlaf ist nicht sehr erholsam, irgendwie sind wir überempfindlich und selbst das sonst so geliebte Rauschen der Soca stört unseren Schlaf. Nach Frühstück, Abschied von Lidia, Tankleerung, letzten Einkäufen und Tanken geht es gegen 12.00 Uhr endlich los. Über Bovec und den Predelpass fahren wir nach Taravisio und entscheiden uns dort, endlich mal den Nassfeldpass, den wir im letzten Jahr wegen diverser Erdrutsche nicht überqueren konnten, in die Liste unserer Passfahrten aufzunehmen. Seit der Abfahrt in Kobarid sind wir von Motorradfahrern umgeben. Bald glaube ich, alle Biker Mitteleuropas sind heute unterwegs. Es sind Hunderte. Sie fahren in Kolonnen vor uns her oder hängen hinten an unserem Heck. So geht das bis in die Dunkelheit hinein. Ich wusste gar nicht, dass es so viele Motorradfahrer gibt. Die italienische Seite des Nassfeldpasses zeigt noch immer sehr eindringlich, welche Schäden die vorjährigen Regenfälle angerichtet haben. Zudem ist dieser Teil des Passes sehr eng und steil. Nur gut, dass größere LKW und Busse hier nicht fahren dürfen. Ich möchte nicht unbedingt in einem unbeleuchteten Tunnel mit integrierter Kurve zurücksetzen müssen. Ab der österreichischen Grenze (Passhöhe) verbreitert sich die Strasse und wir rollen motorgebremst in aller Ruhe zu Tal. Über den Gailbergsattel und den Felbertauern geht es weiter zum Gerlospass. Hier legen wir an bekannter Stelle für Karin wieder eine Pilzsuchpause ein. Wie immer hier fängt es prompt an zu regnen. Karins Jäger- und Sammlerinstinkte lassen sie nicht im Stich. Eine mittlere Portion Pfifferlinge wird ihre Beute. Weiter geht es durch’s Zillertal und Innsbruck Richtung Füssen. Noch vor dem Fernpass vertilgen wir in einem Gasthof an der Straße ein üppiges Abendessen. Nun könne wir ohne Stress weiterfahren und beschließen wegen der späten Stunde mal wieder den Waldparkplatz oberhalb von Ehrwald zur Übernachtung zu nutzen.

4.9.
In der Nacht hat es geregnet und ich habe nasse Füße bekommen. Der Wetterbericht hatte es anderes vorhergesagt und wir hatten die Fenster zur Lüftung geöffnet. Aus unseren Vorräten, aufgefüllt gestern in Mittersill bei Billa, bereiten wir uns ein kräftiges Frühstück und rollen bald weiter nach Reutte. Tanken und der Besuch beim Metzger sind obligatorisch. Nur das Spezialgeschäft für Hochprozentiges hat heute leider geschlossen. Es geht weiter nach Füssen. Mein Gleitschirm muss zum 2-Jahrescheck. Frohgemut fahren wir ins Gewerbegebiet und finden die Firma Edel nicht mehr. Auch die Suche im Telefonbuch bringt kein Ergebnis. Was tun? Nur die Fliegerszene kann mir hier helfen. Also fahren wir nach Schwangau zur Tegelbergbahn und richtig hier erhalte ich die notwendigen Informationen. Nachdem ich den Schirm los bin geht es weiter Richtung Norden. In Hopferau werden beim Metzger noch die letzten allgäuer Schmankerln eingekauft und ab auf die Autobahn, Trittenheim an der Mosel soll unser heutiges Ziel werden. Ohne größere Störungen rollen wir nach Nordwesten und noch vor Einbruch der Dämmerung sind wir am Ziel. Doch der Stellplatz ist überfüllt. Die Weinfeste an der Mosel haben Reisemobilisten en masse angelockt. Unser „schlanker“ Van findet aber noch ein Plätzchen zwischen sehr kommunikativen Nachbarn. Bei den Gesprächen vergeht die Zeit und so erreichen wir unseren Lieblingswinzer erst nach Küchenende. Aber der Moselteller eines anderen Winzers und die hervorragenden Weine befriedigen unsere Bedürfnisse und so begeben wir uns zufrieden in unsere rollende Wohnstatt. Karin kümmert sich noch um ihre Pilzausbeute und dann geht’s wieder ins Bettchen.

5.9.
Den Wecker habe ich auf 8.00 Uhr gestellt, denn die Stellplatzgebühr wird gegen 8.15 Uhr eingefordert und der Bäcker erscheint auch um diese Zeit. Alles klappt nach Plan. Ich bin sogar der Erste am Bäckerauto. Nach dem Frühstück und dem langwierigen Abschied von den Nachbarn packen wir die letzte Etappe an. Über Echternach in Luxemburg, preiswert tanken, geht es durch Belgien Richtung Heimat. Seit der Abfahrt in Trittenheim beunruhigt mich ein störendes Flattern in der Lenkung. Eine Kontrolle bringt keine neuen Erkenntnisse und so fahre ich konzentriert weiter. Beim starken Gefälle in Vervier verstärkt sich das Flattern zu einem starken Holpern, das die ganze Kücheneinrichtung zum Scheppern bringt. Ich verringere die Geschwindigkeit und lasse den Van in der Abbiegespur nach Aachen ausrollen. Eine Kontrolle bringt es ans Tageslicht, der rechte Vorderreifen hat eine dicke Beule. 35 km von der Haustür entfernt, wechsle ich den Reifen, seit den Erfahrungen des letzten Jahres haben wir alles Nötige an Bord, und erreichen dann unser Heim gegen 15.00 Uhr.

Insgesamt haben wir 3755 km zurückgelegt und dabei 17,7 l Normalbenzin auf 100 km verbraucht. Begleitet haben uns neben den üblichen Stellplatz- und Campingführern die Reiseführer Thüringen und Sachsen von Goldstadt, und Brandenburg vom ADAC. Bei der Orientierung halfen „Microsoft Autoroute“ und „Map & Travel Europa“ neben diversen Straßenkarten.

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